Am 28.5.2016 fand in Hannover die jährliche Bundesjugendvollversammlung statt.
Ob die Funktionäre, Trainer und hauptamtlichen Mitarbeiter des DJB zu Beginn der Veranstaltung schon wussten, dass man eine kleine deutsche „Judorevolution“ auslösen würde, ist wohl nur zu erahnen. Fakt ist jedoch, dass die Jugendvollversammlung mit ihrer Abstimmung in ganz Judo-Deutschland für Diskussionen sorgen wird und sich gleichzeitig verbeugt vor der Expertise und Leidenschaft des Bruno Tsafack.
14 der 18 Landesverbände waren vor Ort. Hinzu kamen neben dem Präsidenten des Deutschen Judobundes Peter Frese, dem Sportdirektor des DJB Mark Borchert, auch der Bundestrainer Nachwuchs U18 männlich Bruno Tsafack.
In seinem Begrüßungswort betonte Peter Frese, dass es wichtig sei, die Perspektive nicht nur auf den eigenen Verband oder Verein, sondern auf die gesamte Entwicklung des DJB, speziell auf die nächsten (2020) bzw. übernächsten Olympischen Spiele (2024) zu richten.
Auf der Tagesordnung standen neben der Entlastung der bisherigen Bundesjugendleitung, die Wahl einer neuen Bundesjugendleitung und die Abstimmung über diverse Anträge von der Bundesjugendleitung, sowie der Landesverbände.
Moritz Belmann, als stellvertretender Bundesjugendleiter (und Stimme der Judo-Liveübertragungen im Internet) trat dabei nicht mehr zur Neuwahl an. Als neuer stellvertretender Bundesjugendleiter wurde Fabian May gewählt. Ansonsten bleibt das bisherige Team der Bundesjugendleitung bestehen. Die alten und neuen Bundesjugendleiter Jane Hartmann und Norbert Specker treten dabei ihre fünfte bzw. sechste Legislaturperiode an. Jana Hartmann wird dabei die Jugend auch im Vorstand des DJB vertreten.
Auch das Juniorteam des DJB wurde vorgestellt und erneut aufgerufen das Juniorteam auf Landesebene noch stärker zu etablieren.
In Sachsen gibt es bereits seit einigen Jahren ein Juniorteam. Es ist jedoch bisweilen etwas eingeschlafen. In diesem Zusammenhang daher gleich der Aufruf an alle 16 bis 26 jährigen engagierten Judoka sich unserem Juniorteam anzuschließen und wieder Leben einzuhauchen.
Das nächste Treffen des DJB Juniorteam findet in Bad Blankenburg vom 23.9. bis 25.9.2016 statt www.judobund.de/termine/show/2016-09-23-juniorteam-treffen/ . Hierzu sind auch alle jungen sächsischen Judoka eingeladen. Anna-Maria Sachse vom JSV Werdau vertrat bisher den Judoverband auf dieser Ebene. Die Jugendleitung wird daraufhin arbeiten, dass sie zukünftig mehr Unterstützung findet.
„Highlight“ der Versammlung bildete der Vortrag von Bruno Tsafack. Im Rahmen eines Antrages der Bundesjugendleitung das Fassen auf den Rücken bis zur U15 zu verbieten, erläuterte der Nachwuchs-Bundestrainer, wie sich unsere Sportler im internationalen Vergleich schlagen. Dabei wurde deutlich, dass die Quote der gewonnenen Kämpfe bei großen Turnieren (Bremen Masters, Berlin und Teplice) deutlich gesunken ist. Ursache sieht Bruno Tsafack, einfach ausgedrückt, in einer schlechten Ausbildung des Ärmel-Revers-Griffes im Kinder- und Jugendbereich. Vor allem die Nutzung des Hubarms/ Führhand ist nur unzureichend. Oftmals ist die erste Intention der Kinder, der Griff um den Rücken. Ziel muss es deswegen sein, die jungen Judoka dahingehend auszubilden, sich einen ordentlichen Ärmel- Revers- Griff herauszuarbeiten. Der entsprechende Antrag der Bundesjugendleitung, basierend auch auf den Expertisen der Bundes- und Landestrainer, wurde anschließend mit großer Mehrheit bestätigt. Damit fällt praktisch auch der O-Goshi im klassischen Sinne bis einschließlich der Altersklasse U15 weg. Kinder werden zudem mit Shido bestraft, wenn sie auf den Rücken fassen. Auch für die Kampfrichter würde diese neue Sonderreglung eine Erleichterung bedeuten.
Für große Diskussion sorgte weiterhin der Deutsche Jugendpokal. Zwar fanden alle das Konzept gut, bemängelten aber den zeitlichen- und finanziellen Aufwand. Der Landesausscheid für den Jugendpokal U16 in Sachsen zeigt dies deutlich. Es qualifizierten sich insgesamt fünf Mannschaften. Jedoch wird keine Mannschaft zum Deutschen Pokal fahren. Ein erster Schritt um auf die Kritik zu reagieren, wurde mit der Abschaffung der Gruppen-Vereinsmannschaftsmeisterschaft U15 getätigt.
Zusätzlich ist der Jugendpokal U18 eingeführt wurden. Auch hier gibt es Bestrebung die zugehörige Vereinsmannschaftsmeisterschaft abzuschaffen. Vorerst bleibt diese Meisterschaft jedoch unberührt.
Die von der Jugendvollversammlung beschlossenen Regeländerungen müssen noch von der Mitgliederversammlung des DJB bestätigt werden. Dennoch bewiesen die Delegierten Courage und "öffneten Türen". In seinem Artikel für den DJB bezeichnete Moritz Belmann dieses Votum in Hannover als „ neues Zeitalter des Judos“. Ob es tatsächlich so weit kommt, wird die Mitgliedervollversammlung zeigen.
Zum Schluss wurde Hessen als neuer Austragungsort der Bundesjugendvollversammlung 2017 auserkoren.
Zusammenfassend betrachtet, war es eine sehr interessante und spannende Veranstaltung. Vielen Dank an den Niedersächsischen Judoverband für die gute Organisation und Unterbringung.
Martin Unger
Jugendleiter JVS
Bruno Tsafack in der Mitte des Bildes