Leipziger Judoka glänzen bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften 2024 in Duisburg
Am vergangenen Wochenende fand in Duisburg die Deutsche Hochschulmeisterschaft (DHM) im Judo statt. Mit einer Rekordteilnehmerzahl von über 400 Athlet*innen aus ganz Deutschland, verteilt auf 21 Mannschaften, war die Veranstaltung ein Highlight des Jahres. Besonders im Fokus stand die Delegation der Universität Leipzig, die nicht nur durch individuelle Spitzenleistungen überzeugte, sondern auch den Titel des Deutschen Hochschulmeisters im Teamwettbewerb erringen konnte.
Hervorragende Einzelleistungen der Leipziger Judoka
Bereits am Samstag, dem ersten Wettkampftag, standen die Einzelwettbewerbe auf dem Programm. Noah Zabel sicherte sich in der Klasse bis 90 kg mit fünf souveränen Siegen den Titel des Deutschen Hochschulmeisters. In einem hochklassigen Teilnehmerfeld mit 40 Judoka setzte er sich durch und krönte sich damit zum besten Hochschulsportler seiner Gewichtsklasse.
Bernhardt Berg erreichte in der stark besetzten Klasse bis 81 kg (66 Teilnehmer) den siebten Platz. Nach vier gewonnenen und zwei verlorenen Kämpfen, darunter eine Niederlage gegen seinen Leipziger Kameraden und späteren Hochschulmeister Emil Hennebach, zeigte Berg eine beachtliche Leistung – insbesondere, da er erst kürzlich von der Gewichtsklasse bis 73 kg in die bis 81 kg gewechselt ist. Emil Hennebach glänzte wiederum mit sieben Siegen in Folge und sicherte sich in derselben Klasse die Goldmedaille. Unter anderem bezwang er den aktuellen Bronzemedaillengewinner der Deutschen Meisterschaften, Gerrit Noak, sowie den fünftplatzierten Andreas Höhl.
Yara Slamberger, Bundesligakämpferin in der Gewichtsklasse bis 57 kg, erreichte mit zwei dominanten Siegen das Finale und musste sich dort nur der Nationalkaderathletin Chiara Serra geschlagen geben, was ihr die Silbermedaille einbrachte.
Auch Tommy Teichert konnte in der Gewichtsklasse bis 60 kg überzeugen und erkämpfte sich nach zwei Siegen und einer Niederlage – sowie etwas Glück durch einen kampflosen Sieg – den zweiten Platz, was gleichzeitig die Qualifikation für die European Universities Combat Championships im August 2025 in Warschau bedeutete.
Teamwettbewerb: Leipzig schreibt Geschichte
Am Sonntag stand der Mixed-Team-Wettbewerb auf dem Programm. In sechs Gewichtsklassen – drei für Frauen (-57, -70 und +70 kg) und drei für Männer (-73, -90 und +90 kg) – kämpften die besten Hochschulteams um den Titel. Die Erwartungen an die Leipziger Mannschaft waren nicht nur auf Grund der Vorleistungen groß – letztes Jahr konnten sie hier bereits die Silbermedaille erkämpfen und dieses Jahr zudem noch den 5. Platz bei der europäischen Hochschulmeisterschaft – sondern vor allem auch auf Grund der hervorragenden Einzelleistungen der AthletInnen am Samstag. Die Leipziger Mannschaft ging also als Mitfavorit ins Rennen und zeigte von Beginn an eine starke Leistung.
In der Vorrunde bezwangen die Leipziger zunächst die zweite Mannschaft der Universität Köln mit 4:0. Ein Vorgeschmack auf das antizipierte Finale gegen die Letztjahressieger Köln 1. Hier konnten Jurek Gragert, Emilie Schulz, Daniel Reimer und Mia Holz sich durchsetzen, womit die Begegnung vorzeitig für die Uni Leipzig entschieden wurde. Gefolgt von einem 4:1-Sieg gegen die Hochschule Bonn, welche zwar nur mit vier, dafür jedoch hochkarätigen KämpferInnen an den Start ging. Nach einer Auftaktniederlage von Jurek im Schwergewicht konnten Tristan Kuhlmann (-73 Kg), Yara Slamberger (-57 Kg), Emil Hennebach (-81 Kg) und (?) ihre Kämpfe gewinnen und somit war auch der zweite Kampf vorzeitig für Leipzig gewonnen.
Vor dem Halbfinale lagen bereits viel Spannung und Nervosität in der Luft. Hier traf das Team auf die starken Judoka der Uni Hannover. Yara Slamberger sorgte mit ihrem Sieg für einen guten Start in die Begegnung. Daniel Reimer (-73Kg) baute diesen Vorsprung gleich aus, mit einem tollen Sieg gegen den amtierenden deutschen Hochschulmeister Sebastian Hofäcker (-73 Kg). In einem knappen und intensiven Kampf gewann Maya Zippel (-70Kg) gegen die Italienerin Giulia Maestrini mit 3 Strafen, 3:0 und Matchball für Leipzig. Diesen verwandelte Emil Hennebach, in einer spannenden Neuauflage des Finales von Samstag gegen Gerrit Noack, mit einer technischen und strategischen Meisterleistung. Nun stand fest: POLEN WIR KOMMEN! Somit sicherte sich Leipzig den Einzug ins Finale und damit auch die Qualifikation für die Europameisterschaft.
Das Finale versprach Spannung pur: Die Leipziger trafen auf den dreimaligen Titelsieger, die erste Mannschaft der Universität Köln. Anfangen durfte dieses Mal Daniel Reimer gegen den Bundeskaderathleten Florian Böcker. Beide wussten schon im Vorfeld, dieser Kampf könnte unter Umständen die ganze Begegnung entscheiden. Dementsprechend schenkten sich beide Judoka keinen Zentimeter auf der Matte und gingen in einem nervenaufreibenden Krimi an ihre körperlichen und mentalen Grenzen. Der super knappe und spannende Kampf sollte am Ende über 11 Minuten dauern, unterbrochen nur von zwei Sanipausen für den Leipziger Kämpfer. Letztendlich konnte Daniel jedoch eine Aktion seines Gegners für einen Konter nutzen und diesen Krimi mit Waazari-Wertung für die Uni Leipzig entscheiden. Im Anschluss musste Helene Foede (-63 Kg) gegen die starke Kölnerin Marie König antreten. Helene musste sich leider, nach einem starken und bis dahin von ihr dominierten Kampf, in einer unglücklichen Bodensituation geschlagen geben. Den dritten Kampf konnte Emil Hennebach nach einer (zumindest für die Zuschauer) brenzligen Situation klar mit Ippon beenden – womit er an diesem Wochenende unfassbare 10 Kämpfe gewonnen hatte und es für Leipzig 2:1 stand. Die Führung sollte aber nicht lange bestehen bleiben, denn Emilie Schulze musste sich im Schwergewicht der Nationalkaderathletin Eva Buddenkodde geschlagen geben. Weiter ging es mit der Gewichtsklasse +90Kg, wieder durfte Jurek Gragert für die Leipziger auf die Matte. Das fühlte sich besonders stimmig an, da Jurek, der sonst schon immer als Organisator neben der Matte alles für sein Team gibt, dies nun auch auf der Matte beweisen konnte. Jurek und sein 20 Kilo schwerer Gegner waren in der regulären Kampfzeit absolut auf Augenhöhe, was bedeutete: Golden Score. Nach kurzer Zeit standen für beide Kämpfer zwei Strafen auf der Wertungsanzeige, was konkret bedeutet, keiner kann sich mehr einen Fehler leisten. Nach zwei weiteren, hochspannenden Minuten, in der das mitfiebernde Team mehrmals kurz vor der Ohnmacht stand, konnte Jurek seinem Gegner aus der Matte schieben und ihm somit die entscheidende dritte Strafe aufdrücken – 3:2 Führung für Leipzig. Im sechsten und letzten Kampf war es wieder Yara Slamberger, die eine Gewichtsklasse höher, die Leipziger vertrat. Der Druck auf Ihr war besonders hoch, da sie wusste, gewinnt sie diesen Kampf ist das Team Deutscher Hochschulmeister, verliert sie Ihn, wird ein alles entscheidender Stichkampf ausgelost. Zuerst sah es nicht gut aus, denn Yara wurde bereits nach 10 Sekunden von ihrer Gegnerin Annika Böhm überrascht und auf Waazari geworfen. Nun hellwach und unter Druck, glich Yara beinahe sofort mit einer Waazari-Wertung ihrerseits aus und konnte den Kampf beinahe schon durch eine Festhaltetechnik beenden – in wortwörtlich letzter Sekunde gelang ihrer Gegnerin aber die Befreiung. Die Entscheidung lies aber nicht lange auf sich warten und kurze Zeit später gewann Yara den entscheidenden Kampf mit einer phänomenalen Kontertechnik. Das Team konnte sich nun nicht mehr halten, stürmte die Matte und feierte ausgiebig den Gewinn des deutschen Hochschulmeistertitels.
Ein Wochenende voller Emotionen und Erfolge
Neben den starken Leistungen der KämpferInnen war auch das Team hinter dem Team entscheidend für den Erfolg. Trainer Chris Lammers unterstützte die Athletinnen an beiden Tagen unermüdlich, und auch die ErsatzkämpferInnen wie Rudolf Janisch (-73 kg) und Swantje Kaiser spielten durch ihre Unterstützung abseits der Matte eine wichtige Rolle.
Mit dem Titel des Deutschen Hochschulmeisters und der Qualifikation für die Europameisterschaft starten die Leipziger Judoka hochmotiviert ins neue Jahr. Bei der EM in Warschau (22.–25. August 2025) werden Noah Zabel, Emil Hennebach, Yara Slamberger und das gesamte Leipziger Team versuchen, an die Erfolge der DHM anzuknüpfen. Wir wünschen ihnen viel Erfolg!
Text: Tommy Teichert und Tristan Kuhlmann
Fotos: Tommy Teichert