Wir mussten schon lange damit rechnen. Norbert Littkopf, unser immer sehr engagierter, emotionaler und außerordentlich erfolgreicher Judotrainer, war bereits längere Zeit sehr krank.
Am Freitag, dem 25.10.2024 wurde er von seinem Leiden erlöst. Er wurde 80 Jahre alt, viel zu früh.
Es ist nicht möglich, seine Lebensleistung, seinen überragenden Beitrag für das sächsische und das deutsche Judo und auch seine große internationale Anerkennung angemessen darzustellen.
Sein Entwicklungsweg als Kämpfer für die BSG Motor Wolgast, als Nachwuchstrainer im Leipziger Judoclub und Leistungszentrum bis zum hochanerkannten DJB Bundestrainer der Frauen mit der zweimaligen Würdigung als Europas Judotrainer des Jahres war geprägt durch seinen maximalen Einsatz für seine Sportlerinnen und Sportler, seine Fachkompetenz und seine besondere Gabe, die Aktiven auf deren Kämpfe vorzubereiten und einzustellen.
Begonnen hatte Nobsch seine Trainerlaufbahn als Nachwuchstrainer, damals gemeinsam mit unserem späteren Weltkampfrichter Dietmar Schenke in der kleinen DHfK-Judohalle. Er durchlief alle Altersklassen bis zum Hochleistungsbereich und entwickelte unter den Bedingungen der schlechteren Lage des einzigen zivilen Judoleistungszentrums in Leipzig auch immer international erfolgreiche Judoka.
Viele wissen nicht, dass er einige Jahre aus politischen Gründen nicht als Judotrainer arbeiten durfte und in dieser Zeit mit unserem Turnolympiasieger Klaus Köste die Leipziger Sportschau leitete. Auch das gestaltete er auf Grund seiner musikalischen und künstlerischen Fähigkeiten auf bemerkenswertem Niveau.
Als sich dann zu Beginn der neunziger Jahre das Judo der Frauen zum Leistungssport entwickelte, war die Zeit da, dass Nobsch seine Trainerlaufbahn fortsetzte und das „Deutsche Frauenjudo“ in vielen Gewichtsklassen zur Weltspitze führte. Die von ihm und seinen Sportlerinnen gewonnenen Medaillen sind ein auch international einzigartiges Ergebnis. So führte er Johanna Hagn zur Weltmeisterin und Ivonne Bönisch zur Olympiasiegerin.
Unvergessen sind auch die Abende bei den Trainingslehrgängen in der Sportschule Lindow. Neben dem harten Judotraining hatte auch die „Kultur“ einen hohen Stellenwert. Nobsch mit der Gitarre und diejenigen mit Singstimme ausgestatteten, brachten emotionale Gesangseinlagen. Die Hymne war „Lindower Nächte sind lang“. So bleiben uns auch die vergnüglichen Erinnerungen.
Norbert Littkopf ist für uns ein Judodenkmal. Wir sind traurig, weil er uns jetzt so sehr fehlt. Aber wird sind auch dankbar und stolz, mit ihm Judo gemacht zu haben, gemeinsam gezittert und gelacht zu haben. Er ist unvergesslich. Wir verneigen uns vor ihm.
Text: Dr. Hans-Jürgen Ulbricht, Ehrenpräsident JVS
Bild: Heide Wollert